9. -23.November, Ausstellung, jeweils von 10 – 17 Uhr
Verloren. Verschollen. Vergessen. Kunst im Exil.
Christus- und Garnisonkirche
Erinnern statt schweigen. Eine Ausstellung gegen das Vergessen.
Vom 9. bis zum 23. November 2025 zeigt die Christus- und Garnisonkirche Wilhelmshaven (Havenkirche) die größte Ausstellung zur Exilkunst im gesamten Nordwesten. Unter dem Titel „Verloren. Verschollen. Vergessen. Kunst im Exil.“ werden mehr als vierzig Werke aus der „Sammlung Memoria“ des Verlegers Thomas B. Schumann präsentiert. Eine eindrucksvolle Dokumentation über Künstlerinnen und Künstler, deren Leben und Werk durch das NS-Regime ausgelöscht oder verdrängt wurden. Schumanns Motto lautet „Sammeln gegen das Vergessen“. Und genau darum geht es: um Erinnerung, um Haltung, um die Kunst als Zeugnis menschlicher Lebens- und Leidenswege.
Es sind Gesichter, die man nicht mehr kennt. Namen, die aus dem kollektiven Gedächtnis verschwunden sind. Und doch blicken sie uns an mit all der Verletzlichkeit, der Würde und der Kraft, die bleibt, wenn alles andere verloren ging.
Veranstaltungen zur Ausstellung
Sonntag, 9. November, 12 Uhr Vernissage im Rahmen des Gottesdienstes:– Einführung durch Sammler, Verleger und Leihgeber Thomas B. Schumann und Kurator Maximilian Baron von Koskull.
9. November, 18 Uhr, Gedenken an die Reichspogromnacht 1938,
Im Anschluss geht die Gemeinde in einem Schweigegang zum Ort der Synagoge, die damals der Brandschatzung zum Opfer fiel.
Montag, 10. November, 18 Uhr Führung durch die Ausstellung:– Thomas B. Schumann erläutert die Bildnisse der Sammlung Memoria.
Dienstag, 11. November, 19 Uhr Führung durch die Ausstellung:– Thomas B. Schumann erläutert die Bildnisse der Sammlung Memoria.
Mittwoch, 12. November, 18 Uhr Lesung:– Thomas B. Schumann liest aus Werken deutscher Schriftsteller im Exil.
Mittwoch, 19. November, 20 Uhr Konzert:– Klaus Eldert Müller spielt aus Werken deutscher Komponisten im Exil.
Sonntag, 23. November, 18 Uhr
Finissage am Ewigkeitssonntag
Mit einem Gastbeitrag von Prof. Dr. Antje Sander, Leiterin des Schlossmuseums Jever. Ein Abend des Rückblicks und der Resonanz mit Musik und Begegnung.
Öffnungszeiten der Ausstellung: täglich 10–17 Uhr
Ort: Christus- und Garnisonkirche, Am Kirchplatz 1, Wilhelmshaven
Stimmen aus dem Exil
Viele der gezeigten Künstlerinnen und Künstler wurden entrechtet, vertrieben oder ermordet. Manche fanden im Exil eine neue Sprache, andere verstummten. Einige wurden berühmt, manche verarmten, viele überlebten nicht. Starben am Ende in Konzentrationslagern oder vereinsamt und verlassen in der Fremde.
„Ihre Werke erzählen von Verlust und Aufbruch, von Hoffnung und dem Mut, der bleibt, wenn alles andere zerbricht“, unterstreicht Pastor Frank Morgenstern, der die Ausstellung gemeinsam mit dem Citykirchenausschuss realisiert.
Orte der Mahnung
In bewusster Erinnerung an die Reichspogromnacht 1938 wird die Ausstellung am Sonntag, 9. November, um 12 Uhr eröffnet. An jenem Tag vor 87 Jahren brannte abends die Wilhelmshavener Synagoge nieder. Erst am 7. September 1915 war sie feierlich eingeweiht worden. Im Beisein von allem, was Rang und Namen hatte in Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Militär.
Die Weiherede hielt der großherzogliche Landesrabbiner Dr. David Mannheimer aus Oldenburg zum Thema „Der Tempel des Friedens“ – ein starkes Statement angesichts des Ersten Weltkriegs. Nur dreiundzwanzig Jahre später ging das jüdische Gebetshaus in der Reichspogromnacht am 9. November 1938 in Flammen auf.
Ein historischer Kreis
„Die Idee und das Konzept zu dieser Ausstellung stammen von Colla Schmitz, Mitglied unseres Citykirchenausschusses. Wir haben das sehr gern aufgegriffen, weil es ein bedeutsames und einfühlsames Projekt ist, das gut in unsere Zeit passt. Eine Ausstellung wie diese ist heute wichtiger denn je. Sie steht für Erinnerung und Demokratiebildung. Daher freut es mich sehr, dass Oberbürgermeister Carsten Feist ein Grußwort sprechen wird“, betont Frank Morgenstern.
Verantwortung und Verbundenheit
Durch das besondere Engagement von Wegbegleitern, Sponsoren und Förderern wird sichtbar, wie viel Kraft in gelebter Verantwortung steckt. Großzügigkeit und Weltoffenheit, gepaart mit der Verbundenheit zu unserer Christus- und Garnisonkirche, haben diese Veranstaltung erst möglich gemacht: „Dafür sagen wir von Herzen Danke.“
Getragen wird die Ausstellung von der Ev.-luth. Kirchengemeinde Havenkirche in Zusammenarbeit mit der „Sammlung Memoria“ und dem Citykirchenausschuss. Begleitend finden Lesungen, Führungen und musikalische Abende statt. Eine Einladung, sich der Vergangenheit zu stellen und die Verantwortung der Gegenwart zu begreifen.
Raum für Begegnung
Dazu bieten die mehr als vierzig Bildnisse reichlich Gelegenheit. Von den Wänden im Altarraum, aus Vitrinen und sogar von den Kirchenbänken schauen sie uns an. Zwischen Flaggen und Tafeln, die an die militärischen Wurzeln dieses Gotteshauses erinnern, blicken sie uns entgegen. Ganz anders und viel nahbarer, als man es von einer solchen Ausstellung erwartet.
Auch das ist Teil des Konzepts: „Als Kirche öffnen wir diesen Raum bewusst. Weil wir glauben, dass Kunst berühren, versöhnen und aufrütteln kann. Allen Besucherinnen und Besuchern dieser Ausstellung wünschen wir stille Momente der Begegnung, des Nachdenkens, vielleicht auch des Dialogs. Und manchmal einfach ein schlichtes Innehalten vor einem Bild, das sie besonders bewegt.“
Förderer und Unterstützer
Die Ausstellung „Verloren. Verschollen. Vergessen. Kunst im Exil.“ wird ermöglicht durch die großzügige Unterstützung folgender Sponsoren und Partner:
- EWE
- GEW Wilhelmshaven
- Nietiedt Gruppe
- NWO – Nord-West Oelleitung GmbH
- Sparkasse Wilhelmshaven
- SPAR + BAU – Wilhelmshavener Spar- und Baugesellschaft eG
- Wilhelmshavener Hafenwirtschafts-Vereinigung e. V. (WHV e. V.)
Ihr Engagement steht für gelebte Verantwortung, kulturelle Verbundenheit und die gemeinsame Überzeugung, dass Erinnerung Zukunft braucht.
Kontakt
Christus- und Garnisonkirche Wilhelmshaven
Ausstellung: vom 9. bis zum 23. November 2025, täglich 11–17 Uhr
Ansprechpartner: Pastor Frank Morgenstern, Tel. 04421 / 22205 frank.morgenstern@kirche-oldenburg.de
